Bergbau bei Reichenbach? Ja, das gab es wirklich. Bei einer Wanderung des Schwarzwaldvereins Reichenbach am Sonntag, 18. Oktober, machte sich eine stattliche Gruppe unter der Leitung von Wanderführer Edgar Baßler auf die Suche nach verbliebenen Spuren dieses Bergbaus, dessen Anfänge in dem Gebiet rund 800 Jahre zurückreichen.
Angefangen hatte alles mit der Jagd nach Silber durch die Herren von Hohengeroldseck, die unter dem Staufer-Kaiser Friedrich II. als regionale Macht im nördlichen Breisgau und in der Ortenau bedeutend geworden waren. Zeugen ihrer Macht sind nicht nur die Lahrer Tiefburg aus dem Jahr 1218, von der heute noch der Storchenturm verblieben ist. Auch die verschwundene Rheinzollburg beim Schwanau, die frühere Tiefburg (heute Schloss) Dautenstein bei Seelbach und natürlich die Burg Hohengeroldseck sind Zeugnisse ihrer Macht.
Als die Geroldsecker im 17. Jahrhundert von der politischen Bühne verschwunden waren, überahmen zunächst die Grafen von Cronberg (Taunus) und nach diesen die Reichsgrafen von der Leyen die Herrschaft über das Gebiet um den Schönberg.
Beim Rundgang durchs Weiler Tal und den Hörnlesgraben hinauf traf die Gruppe auf Reste des Michael-Stollens, dessen Anfänge im 13. Jahrhundert liegen. Auch einzelne ehemalige Bergknappenhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert finden sich dort. Vom Kamm des Hörnlesgrabens hatte die Gruppe einen eindrucksvollen Blick hinüber zur Burg Hohengeroldseck. Und nur wenige hundert Meter im Rücken der Gruppe liegen von dort aus die Reste der Urburg der Geroldsecker auf dem Rauhkasten.
Über den kleinen Hahnert ging es hinunter ins Gereuter Tal bis zu der Stelle, wo dieses auf das Weiler Tal stößt. Urkunden aus der Zeit der Reichsgrafen von der Leyen belegen, dass sich hier im frühen 18. Jahrhundert sowohl eine Erzpoche als auch eine Schmelze befunden haben. Noch heute heißt die Stelle dort „Poche“.
Unweit davon soll sich auch das Weiler Schlösschen befunden haben, in dem eine adlige Dame zur Zeit des Bauernkrieges die Reichenbacher Burschen so sehr schikanierte, bis sie eines Tages vom Gießenjörg und seinem Bauernhaufen abgestraft wurde.
Diese und noch andere Sagen aus der Reichenbacher Gegend erzählte Edgar Baßler bei dem zweieinhalbstündigen Rundgang, der am Gasthaus Bruckerhof begonnen hatte und dort auch beendet wurde.
Wegen des großen Interesses an dieser Wanderung ist für das Frühjahr 2021 ein erneuter Rundgang vorgesehen. Es gibt bereits eine Warteliste: Edgar Baßler, Tel.: 07821-77281.
Bericht & Bilder: Edgar Baßler/Schwarzwaldverein Reichenbach