Das Schmuckstück an der Schutter ist um ein Prädikat wertvoller
Inventarisierung in Hammerschmiede und Heimatmuseum weitgehend abgeschlossen
Seit wenigen Tagen ziert den Eingang der Hammerschmiede eine kleine, mintgrüne Tafel. Auf dieser steht „Gefördert im Rahmen des Programms ‚Landwirtschaftliche Museen 2021‘ “ Die Urkunde, die zu dieser Tafel gehört, ist unterschrieben von Julia Klöckner, bis vor kurzem Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, sowie Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
25 Jahre werden es im nächsten Jahr, dass der Schwarzwaldverein Reichenbach die Hammerschmiede betreut. Seit 20 Jahren gehört das Heimatmuseum und seit 15 Jahren das Bienenmuseum zur Gesamtanlage. Mit ihrer Förderung unterstreicht die Bundesregierung in Berlin die Bedeutung dieses Ensembles als ein bedeutendes Zeugnis ländlicher Erinnerungskultur, dessen Bestand nun dauerhaft gesichert werden soll.
Wie soll der Bestand gesichert werden?
Obwohl Schmiede und Museum inzwischen 20 Jahre bestehen und in dieser Zeit viele Objekte gesammelt worden sind, gab es bisher keine detaillierte Inventarliste. Eine solche ist jedoch seit langem bei Museen der Standard.
Die Förderung durch die Bundesregierung – insgesamt sind es 22.125 Euro - hat es dem Schwarzwaldverein Reichenbach ermöglicht, einen Fachmann von der Universität Freiburg zu gewinnen und zu bezahlen. Seit Anfang September erfasst der Archäologe Tillman Ashauer, unterstützt von Edgar Baßler und Thomas Hesse, wissenschaftlich und methodisch korrekt alle Objekte in Schmiede und Museum. Eine zeitaufwändige Arbeit - täglich wurden mehrere Stunden dafür aufgewendet
Neben einem Foto eines jeden Objektes werden sein Name, sein vermutliches Alter, seine Nutzanwendung, seine Herkunft, die Ausmaße und, falls bekannt, auch die Mundart-Bezeichnung des Gegenstandes dokumentiert. Zudem erhält jedes Objekt eine eigene Identifikationsnummer, unter der es später unverwechselbar digital archiviert und wieder abgerufen werden kann.
Denn das ist das Ziel dieser Bestandsaufnahme: Alle Objekte sollen schon in naher Zukunft über die Internet-Plattform der Landesstelle für Museumsbetreuung in Stuttgart für jedermann einsehbar und als Anschauungsmaterial nutzbar gemacht werden.
19 Schmiedezangen sind Originalbestand
Heute wissen wir, wie viele und welche Geräte zur ursprünglichen Ausstattung der Reichenbacher Hammerschmiede gehört haben und welche später dazu gekommen sind. Nur ein Beispiel: Unter den 125 Schmiedezangen, die im Schmiederaum zu sehen sind, gehörten nur 19 zum Ursprungsbestand. Dank der Mithilfe von Edwin Faißt, einem Nachfahren der Schmiedefamilie Faißt, wissen wir nun, welche Zangen das sind. Ebenso verhält es sich mit den Schmiedehämmern, unter denen ein paar sind, die wohl aus der Anfangszeit des Schmiedegebäudes stammen, dem beginnenden 19. Jahrhundert.
Helfer waren zu Stelle
Wilfried Frank, Reinhold Tolksdorf und Egon Billian haben wichtige Informationen über die Herkunft zahlreicher Ausstellungstücke liefern können, die im Laufe der Jahre gesammelt und ausgestellt worden sind. Eifriger Rechercheur im Hintergrund war Helmut Schlitter. Albert Beck, Alfred und Alfons Schmieder waren immer zur Stelle, wenn es galt, Ausstellungsstücke neu zu platzieren, ebenso Daniel Schmieder, Benny Vetter sowie Rainer und Alexander Stölker. Manfred Giltjes, Martha Mussler und Traudl Denzinger waren bei Schreib- und Reinigungsarbeiten behilflich. Insgesamt wurden so in den dreieinhalb Monaten seit Anfang September rund 1200 Arbeitsstunden geleistet – gut die Hälfte davon ehrenamtlich.
So konnten in der ersten Dezemberwoche die Inventarisierungsarbeiten im Wesentlichen abgeschlossen werden. Kleinere Aufräum- und Neuordnungsarbeiten werden noch bis gegen Weihnachten andauern. Nach den Vorgaben der Bundesregierung muss das Projekt bis Ende 2021 abgeschlossen sein. Spätere Arbeiten werden nicht mehr gefördert.
Für die nächste Generation gesichert
Fraglos sind die Hammerschmiede sowie das Heimat- und Bienenmuseum ein Kleinod für den Stadtteil Reichenbach. Mit dem Abschluss der Inventarisierungsarbeiten sind das Museum und das Wissen um die Bedeutung seiner Objekte auch für die kommende Generation gesichert. Die Förderung durch die Bundesregierung und der ehrenamtliche Einsatz haben damit einen langgehegten Wunsch Wirklichkeit werden lassen. Das Schmuckstück an der Schutter ist nun noch um ein Prädikat wertvoller.
Edgar Baßler